2012
Originalformat: 16mm, Farbe, Mono
Vorführformat: 35mm, Farbe, Stereo Dolby SR Lichtton, 1:1,37
12 min
Mitwirkende
Florian Brand, Klangforum Wien, Speisewagen der SZ Richtung Ljubljana
Viennale 2012;
WDR Rundfunkttheater Köln, Dezember 2012
Das Oboenquintett von James Clarke wird in einem Slowenischen Speisewagen von Mitgliedern des Klangforum Wien zur Aufführung gebracht. Diese Situation wird in Echtzeit mittels Film und Ton festgehalten. Ein zentrales Element ist die 16mm BOLEX Filmkamera. Sie hält immer nur Teile des Stückes fest, da ihr Federwerk spätestens nach 29 Sekunden aufgezogen werden muss, um wieder aufnehmen zu können. Sie ist somit Teil der Tonspur (Geräusch des Federwerkmotors bzw. dessen Aufziehen). Ein analoges Tonbandgerät (NAGRA) nimmt die Musik, die Geräuschkulisse des Speisewagens und die Geräusche der Filmkamera auf und legt sie dem Film als Rückgrat der Echtzeitaufnahme zugrunde.
Der Film (das bewegte Bild ohne Ton) stellt hier zwei unterschiedliche Denksituationen gegenüber: Das Konzert als Moment höchster Konzentration und den Speisewagen als Ort der Kontemplation. Im parallel aufgenommenen Ton kommen beide Situationen wieder zusammen – werden aber in ihrem Wesen verändert, erneuert. Der Speisewagen als Instrument zum Abschweifen wird in Kombination mit der zeitgenössischen Musik ein Ort zum konzentrierten Denken, die Gedanken gehen ihren Weg, dehnen sich aus. Filmstreifen und Tonspur sollen zeigen, dass der Speisewagen weit mehr vermag als sich seiner zentralen Aufgabe zu widmen jemand von A nach B zu bringen.
Die Methode der Echtzeitaufnahme versucht, Musik, Speisewagen und das Medium des analogen Films als gleichwertige Elemente zu sehen. Die künstlerisch – filmische Umsetzung soll die beiden genannten Denksituationen in einen Rahmen bringen: Aus Konzert und Speisewagen wird ein Notizbuch, dessen schreibende Hand als offene Frage, nämlich ohne zu notieren, im Bild bleibt. Zu Beginn des Films ist – ohne Ton – die Slowenische Zierleiste außen am Speisewagen zu sehen, dann die Mitwirkenden im Waggon, die Plätze einnehmend und schließlich, aus dem Fenster blickend, mit dem Kaffee vor sich. Alles noch ohne Ton. Dann beginnen die Mitwirkenden des Klangforums das Oboenquintett zu spielen. Die Kamera blickt jedoch Richtung Heft: In immer wieder wechselnden neuen Ausschnitten sind Heft, Stift, Hand, der Tisch, die Kaffeetasse und nicht zuletzt das Fenster, also die Landschaft zu sehen. Die Mitwirkenden des Klangforums bleiben als reale, jedoch nur angedeutete Bewegung im Bild. Und immer während des Aufziehens der Kamera wird das bild zum Ton, ohne etwas zu zeigen, … es bleibt schwarz. Nach Ende des Musikstücks zeigt der gezoomte Blick, wieder ohne Ton, in die vorbeistreifende Landschaft das erweiterte Denken … nach der Musik, statt dem Schreiben. Der slowenische Speisewagen fährt derweilen nicht mehr…
Credits
Der Film wurde durch die Unterstützung folgender Institutionen realisiert:
BMUKK – Abt. Film, MA7 –WIEN KULTUR, ERSTE Bank Group, Fa. Kodak
Dank an Juli Fritz!